Seht hin!

Liebe Inklusoren und Inklusorinnen,

die Kandidatur des Sozialmediziners Gerhard Trabert für das Amt des Bundespräsidenten rückt endlich die Obdachlosigkeit im Land ins Licht. Deswegen das Filmbeispiel „Unter der Brücke“ heute für euch als Video. Komplett anschauen könnt Ihr den Dokumentarfilm hier: https://www.amazon.de/Unter-Br%C3%BCcke-Wolfgang-K/dp/B07LGDDRQV

Viele von ihnen existieren offiziell gar nicht; sie haben keinen Personalausweis, keine Meldeadresse, keine Bankverbindung. Sie nächtigen auf Parkbänken, auf Euro-Paletten und Iso-Matten, im Schlafsack irgendwo unter der Brücke. Zusammengerechnet lebt eine mittlere deutsche Stadt auf der Straße – eine ganze Stadt! Es ist eine Stadt der Größe von Ratingen, Memmingen, Eberswalde, Halberstadt oder Homburg, Nettetal oder Bietigheim-Bissingen. ‚Penner‘ nennen manche sie abwertend, ‚Obdachlose‘ heißen sie amtlich. Was ‚Social distancing‘ ist, das wissen sie nicht erst seit Corona; sie leben am Rand der Gesellschaft. Obdachlosigkeit ist der Extremfall der Armut. Es ist kalt am Rand der Gesellschaft; im Winter erfrieren die Zehen und die Finger, manchmal erfriert der ganze Mensch. Corona hat das Leben für Obdachlose noch schwerer gemacht, als es vorher schon war. Obdachlose meiden die Notunterkünfte mit ihren Mehrbettzimmern noch mehr als sonst, halten die Enge und die Angst vor Corona nicht aus. Und in den Fußgängerzonen rentiert sich das Betteln nicht mehr. Ein Bundespräsident müsste nicht weit gehen, um zu sehen, wie in Deutschland die Hölle aussieht: Mitten im wohlhabenden Berlin-Charlottenburg findet man sie, Nähe Kudamm, an der Bahnunterführung. Es ist eine eiskalte Hölle, mit Matratzenbergen auf dem Bürgersteig. Bürgersteig! Man friert schon, wenn man in diesem Zusammenhang das Wort hinschreibt. Und man mag sich nicht vorstellen, dass und wie dort Menschen leben können. Was tun? Was wird getan? Was kann getan werden? Wohlfahrtsorganisationen schlagen vor, leerstehende Hotels und Jugendherbergen für Obdachlose zu öffnen. Programme werden ausprobiert, die ‚Housing first‘ heißen – sie sind in den USA und einigen europäischen Ländern schon erprobt; sie bieten obdachlosen Menschen eine Wohnung ohne Auflage an und Betreuung durch Sozialarbeiter. Das heißt: Kein Alkoholentzug muss vorher durchgestanden, kein Arbeitsvertrag nachgewiesen werden. Nun gibt es einen Kandidaten für das Amt des Bundespräsidenten, der dieses Elend gut kennt. Er heißt Gerhard Trabert, ist 65 Jahre alt, Arzt und Professor für Sozialmedizin und Sozialpsychiatrie in Mainz. Die Linken haben ihn für das höchste Staatsamt nominiert. Er ist also bei der Bundesversammlung am 13. Februar Gegenkandidat für den amtierenden Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeier. Trabert hat in Mainz eine Arztpraxis, die ein umgebauter Lieferwagen ist; damit fährt er dorthin, wo Obdachlose leben; er behandelt sie, egal ob sie versichert sind oder nicht; der Verein „Armut und Gesundheit“ finanziert das. Als Kandidat hat Trabert gegen die große Mehrheit, die Steinmeier unterstützt, keine Chance. Aber es ist schön, sich zu überlegen, was wäre, wenn … dieser Mann der 13. Bundespräsident wäre. Schon die Nominierung von Trabert rückt ein Nicht-Thema ins Licht. Schaut nicht weg, schaut hin!

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©Goldi

P.S.: Vielen, lieben Dank auch an die Kalmäuser GmbH www.kalmaeuser.de für das Video.