Liebe Inklusoren und Inklusorinnen,
wie weit darf Humor und künstlerische Freiheit gehen? Eine Diskussion die nicht erst seit Böhmermanns Gedicht über den türkischen Politiker Erdoğan oder dem Auftritt von Chris Tall bei ‚TV total‘ in Deutschland diskutiert wird. Vier Millionen Menschen haben seinen sechsminütigen Auftritt bei ‚TV total‘ inzwischen gesehen. Comedian Chris Tall erklärt darin, warum er in seinen Shows auch Witze über Randgruppen wie Schwule, Schwarze oder Behinderte macht. Das gefällt nicht jedem. Sein Mentor und Komiker Kay Ray verteidigt seinen Schützling. Aber was sagen Betroffene dazu? Anbei einige Meinungen und mich würde interessieren, was Ihr darüber denkt?
Der Deutsche Behindertenrat verfolgt unter anderem das Ziel „die Gleichstellung mit nichtbehinderten Menschen in unserer Gesellschaft zu erreichen.“ Aber gehört es zur Gleichstellung, die Schwächen von Menschen mit Behinderung auf die Schippe zu nehmen? Für die Komiker Chris Tall und Kay Ray ist die Sache klar: Man darf über alle Menschen Witze machen, gerade um niemanden auszugrenzen. Ilja Seifert ist selbst betroffen: Der Vorsitzende des Allgemeinen Behindertenverbandes in Deutschland (ABiD) sitzt seit einem Unfall im Rollstuhl. Seine Position überrascht: Auch er findet es völlig in Ordnung, Menschen mit Behinderung auf die Schippe zu nehmen. „Ich wäre traurig, wenn es nicht so wäre“, sagt er. Frieder Kurbjeweit sieht das etwas kritischer. Er ist wissenschaftliche Hilfskraft der Forschungsstelle ‚disability studies‘ an der Universität Köln. „In der Wissenschaft gibt es den Konsens, dass nicht die beeinträchtigten Körper die Menschen behindern, sondern Barrieren. Integration wäre also, sich über die Absurditäten, die Behinderte täglich wegen gesellschaftlicher Barrieren erleben, lustig zu machen und nicht über das Aussehen oder die Einschränkungen der Betroffenen“, sagt er. Wer diese Barrieren auch thematisiert, ist der Comedian Tan Caglar. Im Gegensatz zu Chris Tall ist Caglar selbst betroffen: Er sitzt im Rollstuhl und baut dementsprechend viele seiner Gags darauf auf. Oft erzählt er von absurden Fragen, die er auf der Straße gestellt bekommt und stellt so die Gesellschaft bloß. Doch gleichzeitig macht er auch Witze über seine körperliche Einschränkung. Er sei nicht der Typ, der Frauen hinterherläuft, sagt er etwa oder stellt die Frage, ob er mit seinem Rollstuhl in eine Fußgängerzone dürfe. Stephan Antosch, mit offenem Rücken geboren und seit Jahren im Rollstuhl, versteht schon allein die Frage nicht, ob man Behindertenwitze erzählen darf. „Warum denn nicht?“, fragt er zurück. Es schwingt mit, ob man heute wirklich noch darüber diskutieren müsse. Für Antosch gilt beim Humor, wie in so vielen Bereichen des Lebens: Der Ton macht die Musik. Es komme immer auf die Intention an. In Antoschs Bekannten- und Freundeskreis herrscht ein schwarzhumoriger Ton, da nennt man sich auch mal „Spasti“ oder „Krüppel“. Man dürfe sich selbst nicht zu ernst nehmen, sagt er. Auch der Eifler Horst Boltersdorf, der seit vielen Jahren blind ist und den wir auf diesem Kanal schon öfters vorgestellt haben, findet es gut, wenn Witze über Behinderte nicht ausgelassen werden. „Es könnte ja einer dabei sein, den ich noch nicht kenne“, scherzt er. Für Boltersdorf und Antosch sind die Witze sogar eine Art Integration von behinderten Menschen. Also was denkt ihr?
Damit ihr was zum Anschauen habt, heute, aus gegebenem Anlass deshalb ein altes, amerikanisches Filmbeispiel eines College-Humor-Channels.
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©Goldi
P.S.: Vielen, lieben Dank für das Video an die
Produzenten: CollegeHumor www.youtube.com/CollegeHumor; Der zurückgebliebene Patient, Skript, Sounds & Co: 3Dudelsack3 (Davis) www.youtube.com/3Dudelsack3; Doktor: DragonDubSynchro www.youtube.com/DragonDubSyncro; Frau im Abspann: Zacki www.youtube.com/ZacksEneIAerith