Liebe Inklusoren und Inklusorinnen,
die Flucht vor Krieg und Terror ist ein trauriger Anlass, um auf eine weite Reise in fremde Länder zu gehen. Dort profitieren die Menschen allerdings in mancherlei Hinsicht davon, denn oft haben die Flüchtlinge wertvolles Wissen im Gepäck – wie im Fall von Ali Darwish und seinen süßen Rezepten. Der syrische Bäckermeister hat in seinem Heimatland in den drei Städten Hama, Salamyia und Masyaf Konditoreien betrieben, bis er vor vier Jahren nach Deutschland floh, nach massiven Bedrohungen und Misshandlungen. Nun hat er in Köln wieder eine Konditorei aufgemacht.
Der Inhaber freut sich über den erfolgreichen Start. „Der Laden ist gut angelaufen“, erzählt er. Jetzt könne er Miete und das Geld für die Einkäufe von Waren selbst erwirtschaften. Außerdem muss er noch einen Kredit zurückbezahlen. Ein Freund hatte ihm das Geld für den Unternehmensstart geliehen. Denn Zuwanderer mit oft noch befristetem Aufenthaltsstatus haben keine Chancen, bei der Bank einen Kredit zu bekommen. Seine Frau und die beiden Töchter helfen regelmäßig im Laden aus. Unterstützung erhielt Darwish auch von anderer Seite. Der Verein Chancengleich veranstaltet unter dem Titel „Act now“ im Rahmen des Programms „Integration durch Qualifizierung“ der Bundesregierung regelmäßig Trainingseinheiten für Flüchtlinge und Asylsuchende, um ihnen den Weg in die Selbstständigkeit zu eröffnen. Dabei sollen sie unternehmerisches Denken und Kenntnisse erwerben – so sieht es jedenfalls der ursprüngliche Ansatz vor. Die Art der Unterstützung sieht allerdings nach Erfahrung der Vereinsmitglieder anders aus: „Viele der Geflüchteten wie Ali Darwish waren in ihrem Heimatland bereits selbstständig“, sagt Julia Siebert vom Verein Chancengleich. „Denen müssen wir unternehmerisches Denken und die dazugehörigen Kenntnisse gar nicht mehr beibringen, auch wenn sie nicht unbedingt, wie hierzulande üblich, einen Businessplan schreiben können.“ Die nötige Recherche würden Menschen aus anderen Kulturkreisen oft auf andere Art und Weise erledigen.
„Ali Darwish hat sich beispielsweise tagelang gegenüber dem Ladenlokal, das er gemietet hat, in ein Café gesetzt und einfach beobachtet, wie viele und welche Menschen dort vorbeigehen. Das ist seine Art, den Markt zu erkunden“, erzählt Siebert. Neunankömmlingen wie Darwish müsse man eher erklären, wie die deutschen Institutionen und Behörden funktionieren. Es sei wünschenswert, dass diese künftig über mehr kulturelle Kompetenz verfügen. „Wenn wir hierzulande glauben, dass jemand ein guter Händler ist, nur weil er einen Businessplan schreiben kann, müssen wir vielleicht einfach einmal umdenken“, so Siebert. Auch um sein Ladenlokal zu finden, hat Darwish Feldforschungen betrieben. „Ich bin wochenlang jeden Tag vier Stunden durch die Kölner Straßen gelaufen und habe nach einem passenden Lokal gesucht“, erzählt der Mann. „Hier ist die Lage günstig. Es ist direkt an einer Straßenbahnhaltestelle. Die Uniklinik ist in der Nähe, viele Studenten und andere kommen täglich an dem Geschäft vorbei“, sagt er. Mit der eigenen Konditorei hat er endgültig in seiner neuen Heimat Wurzeln geschlagen – das zeigt sich auch im Logo der Konditorei. Unter dem Namen Ali Darwish zeichnet eine Linie die Silhouette des Kölner Doms und die Bögen der Hohenzollernbrücke nach.
Tolles Beispiel für eine gelebte Inklusion finden wir.
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©Goldi
P.S.: Danke auch an den WDR „Lokalzeit“ für das Video!