Wie funktioniert Inklusion bei Obdachlosen? Das Interview!

Inklusion bei Obdachlosen heute im Interview mit dem Filmregisseur Chr. Goldbeck alias Goldi

Wir haben den Regisseur von „Unter der Brücke“ nach dem Interview, das er dem WDR gegeben hat noch einmal getroffen und ihn konkret zu seinen Meinungen bzgl. der „Inklusion bei Obdachlosen“ befragt.

Kurze Inhaltsangabe: Der Dokumentarfilm handelt von Schuld und Vergebung, von der Suche nach sich selbst, von Freundschaft und Liebe und benutzt dabei das Motiv der Suche nach Heimat, Zufriedenheit und Beständigkeit.
Wolfgang K. ist fast 20 Jahre lang obdachlos, also, wenn man so will, „ausgegrenzt aus den Wohnvierteln“. 2010 entschließt er sich aus gesundheitlichen Gründen, eine Wohnung zu suchen, um auch wieder am gesellschaftlichen Leben teilnehmen zu können. Sehr intensiv und sehenswert ist der Verlauf, den seine so genannte Wiedereingliederung nimmt. Er zeigt: „Inklusion“ funktioniert noch nicht immer und überall, auch bei den ‚Normalos‘ nicht.

Inklusions-TV: Herr Goldbeck, können Sie uns zu aller erst sagen, was Inklusion mit Obdachlosigkeit zu tun hat?
Regisseur Chr. Goldbeck (alias Goldi): Also, wenn jeder Mensch mit oder ohne Behinderung, überall dabei sein können sollte, am Arbeitsplatz oder im Wohnviertel, dann würde ich sagen ist Inklusion bei Obdachlosen vollends gescheitert.

Inklusions-TV: Warum würden sie sagen ist das so?
Regisseur Chr. Goldbeck (alias Goldi):Ich glaube, dass jemand der sich evtl. ja auch oft selbst aus der Gesellschaft ausgeschlossen hat, wie in meinem Film der Wolfgang, es schwer hat sich selbst wieder zu integrieren und anders herum es logischer Weise auch schwer haben wird von anderen integriert zu werden, denn „Obdachlose“ sind z.B. ja nicht unbedingt Wunschmieter für Viele.

Inklusions-TV: Was kann und sollte man besser Machen im Sinne der Inklusion von Obdachlosen?
Regisseur Chr. Goldbeck (alias Goldi): Inklusion von Obdachlosen heißt für mich in erster Linie sich mit den Berbern und Wohnungslosen auseinander zu setzen und auf sie einzugehen. Meistens fehlen den Berbern Gesprächspartner oder wahre Freunde mit denen sie ihre Ängste, Sorgen und Anliegen teilen können. Ich glaube, wenn man es schafft sich vielleicht 15 Minuten Zeit zu nehmen und auf die jeweilige Person einzugehen, bringt das evtl. mehr als Ihnen einen Mantel zu schenken oder Ihnen ein paar Euro zu geben. Aber auch klar, dass man das nicht verallgemeinern kann.

Inklusions-TV: Was glauben sie hätte man bei ihrem Hauptprotagonisten Wolfgang im Leben besser machen können, damit er nicht so ausgegrenzt worden wäre?
Regisseur Chr. Goldbeck (alias Goldi): Wolfgang ist für mich ein typisches Gesicht für einen Kreislauf der Armut. Aufgewachsen in einer Großfamilie, die Eltern überfordert, auf der Straße rumgetrieben, Schule geschwänzt, ins Heim gekommen, danach mehrfach geschieden und einige Vaterschaften, bevor er sein Glück auf der Straße zu hoffen fand. Das sind typische Mechanismen, die wie als Schablone auf viele der Obdachlosen übertragbar sind. Und bei Wolfgang als klares und prägnantes Gesicht der Armut ist der Moment als er ins Heim musste und ihn auch danach keiner haben wollte, inklusive des Verlusts seines Vaters, der Moment gewesen in dem man hätte noch etwas in seiner Biografie verändern können, aber das ist eben versäumt worden. D.h., das von dem Viele sprechen „früher eingreifen oder ansetzen“, etc. wird hier sehr konkret und zeigt, dass wenn man das versäumt hat es unglaublich schwierig wird jemand wieder problemlos in eine Gesellschaft einzugliedern. Und dabei halte ich es für sehr wichtig auch solche Ideen wie Grundeinkommen, Zwangsvermittlung von leerstehende Wohnungen von denen es in Deutschland ja über 1,5 Mio. geben soll oder ein Grundrecht auf Wohnen, das im Gesetz verankert wäre, zuzulassen.

Inklusions-TV: Um auch etwas Werbung für Sie zu machen, wann und wie kann man Ihren Film denn noch sehen?
Regisseur Chr. Goldbeck (alias Goldi): Also der Film ist 85min. lang, birgt viele Auf‘s und Ab‘s und kann jetzt leider nur noch einmal im Kino und dann eventuell im nicht-kommerziellen DVD-Vertrieb zu ergattern sein. Es sei denn jemand von euch bietet mir noch ein Screening an oder es steigt noch jemand beim Vertrieb zu, dann wäre die DVD ja auch käuflich zu erwerben oder Ihr bestellt sie einfach bei mir per E-Mail für 9,99 €, dann brenne ich sie euch händisch und verschicke sie so auch. Oder vielleicht vertreibt ja auch ihr von Inklusions-TV (Goldi schmunzelt) den Film? Und auch wenn die meisten Screening-Termine vorbei sind, vielleicht seid ihr so nett und weißt trotzdem noch auf den letzten verbliebenen Termin in Hürth im Berli-Theater hin.

Inklusions-TV: Machen wir hiermit gerne. Und vielen Dank für das Interview.
Den Dokumentarfilm „Unter der Brücke“ gab und gibt es im Kino an folgenden Tagen:
18.05.2016, um 19:00 Uhr im Odeon (Köln)
19.05.2016, um 19:00 Uhr im Bambi Kino (Düsseldorf)
22.05.2016, um 14:00 Uhr im Filmhauskino (Köln)
29.05.2016, um 11:00 Uhr im Berli Theater (Hürth)

Der Film ist absolut der Hammer, sehr intensiv und hochemotional. Schaut ihn euch unbedingt in der Langfassung an und ich verspreche euch, ihr werdet den Film so schnell nicht mehr vergessen. Zudem bietet er mannigfaltige Diskussionsgrundlagen für alle Liebhaber inklusiver Bereiche.

Und wie immer: Wenn ihr Lust habt und euch gefällt der eine oder andere Film, abonniert doch meinen YouTube-Channel oder drückt bei Facebook einen Daumen nach oben.
Goldi