Liebe Inklusoren*innen,
das Smartphone ist zum unverzichtbaren Begleiter vieler Menschen geworden, die blind oder sehbehindert sind. Doch viele App-Entwickler achten nicht genug auf ihre Bedürfnisse. Apps helfen, Ampeln zu erkennen (z.B. APP Ampelpilot), Supermärkte zu finden, sich Texte vorlesen zu lassen, Personen, Produkte, Licht, Farben, Geld zu erkennen und die Umgebung beschreiben zu lassen (z.B. APP Routaro). Die App sei ein „Schweizer Taschenmesser für Blinde“, sagt Erdin Ciplak. Der Hamburger berichtet auf verschiedenen sozialen Medien über sein Leben als Sehbehinderter. Allein auf Tiktok folgen ihm mehr als 130 000 Menschen. Seine Community auf Youtube, Instagram oder Tiktok kennt Ciplak besser unter dem Namen „Mr. BlindLife“. Der 35-jährige Hamburger gilt mit seinen zwei Prozent Sehvermögen dem Gesetz nach als blind und stellt kleine Filme über seinen Alltag ins Netz: Ums Einkaufen und Verreisen geht es da und um Aufklärung über Vorurteile.
Dennoch sind viele Webseiten und die meisten Apps nicht barrierefrei. „Alle Apps, die nicht speziell für Blinde sind, müssen Entwickler so bauen, dass sie mit Voice Over oder TalkBack bedienbar sind“, erklärt Ciplak. Oft sind Icons nicht beschriftet, Text nicht als solcher abgespeichert, sondern als Bild. Ein Screenreader kann deswegen nichts erkennen. Für eine blinde Person ist das, als ob der Bildschirm einfach schwarz wäre. „Es bringt nichts, wenn eine App nur 75 Prozent barrierefrei ist. Sie muss immer 100 Prozent barrierefrei sein“, sagt Erdin Ciplak – sonst ist sie nicht nutzbar. Gerade in den Zeiten der Pandemie sind blinde Menschen extrem auf eine barrierefreie, digitale Kommunikation angewiesen und das nicht nur bei der Corona-Warn-App.
Denn nicht nur blinde Menschen, auch Gehörlose, Menschen mit geistiger Behinderung und viele mehr profitieren von barrierefreien Angeboten. „Digitale Barrierefreiheit ist für alle Menschen mit Einschränkungen wichtig“, sagt etwa Simone Miesner, stellvertretende Leiterin der Bundesfachstelle Barrierefreiheit. Sie verweist auf den demografischen Wandel: „Auch ältere Menschen mit Seheinschränkungen können mit barrierefreien Websites und Apps digital unterwegs sein.“ Dass Websites und Apps öffentlicher Stellen aufgrund der Barrierefreie-Informations- technik-Verordnung seit dem vergangenen Jahr barrierefrei sein müssen, sieht sie als Erfolg an. Auch, wenn der private Sektor leider noch hinterherhinke, so Miesner. Der Grund für dieses Problem: Wenn Apps oder Webseiten an Nutzern getestet werden, sind unter den Versuchspersonen so gut wie nie Menschen mit Behinderung. Viele wollen sich in Usability-Tests auf ’normale Nutzer‘ fokussieren. Kein Wunder also, dass die meisten Entwickler gar nicht wissen, dass viele Menschen ihre App nicht nutzen können. Also BITTE liebe Unternehmen. ZIEHT NACH!
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©Goldi
P.S.: Vielen, lieben Dank an den https://www.youtube.com/channel/UCumqVKxP52KPn4rY9ZwvePw für das Video.