Behindert und aussortiert – Teil 2!

Liebe Inklusoren und Inklusorinnen,

letzte Woche war Teil 1 bei der eine Doku Einblicke gab in eine Zeit, in der Menschen mit Behinderung oft im Schatten der öffentlichen Wahrnehmung lebten. Heute die Fortsetzung dazu, auch filmisch. Die Richterin Nancy Poser aus Trier hat Muskelatrophie und kämpft für die Rechte behinderter Menschen. Mit acht weiteren Klägern hat sie Verfassungsbeschwerde gegen das Triage-Verfahren eingelegt. „Wenn sie das so durchziehen wie geplant, dann sind wir, die behindert sind, alle raus“, sagt Nancy Poser. Die 40-Jährige ist Betreuungsrichterin am Amtsgericht in Trier. Wegen ihrer Behinderung ist sie rund um die Uhr auf Hilfe angewiesen. Mehrere Assistenten helfen ihr im Alltag. Das ist wichtig, damit Nancy Poser ein selbstbestimmtes Leben führen kann, und gleichzeitig im Moment ein großes Risiko. Poser hat Angst, sich mit Covid-19 anzustecken. Weil sie fürchtet, dass sie, sollte sie auf die Intensivstation müssen, keinen Platz bekommen wird. Zumindest dann nicht, wenn sich die Situation in den Krankenhäusern zuspitzt. „Wenn ein gesunder, junger Familienvater eingeliefert wird, der an die Beatmung muss, dann werde ich von der Maschine abgehängt und bin tot“, sagt Poser nüchtern – und fügt hinzu: „Wir werden als Erste aussortiert.“ „Wir entscheiden nicht nach Alter oder Behinderung“, sagt Uwe Janssens, Präsident der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin, dazu. Grunderkrankungen und Behinderungen seien grundsätzlich kein legitimes Kriterium für Triage-Entscheidungen, betont der Arzt. Grundsätzlich gelte: die „schwerste aller Entscheidungen“ bei der Triage sollte immer ein Team aus mindestens drei Experten mit unterschiedlichen Blickwinkeln fällen. Doch der Widerspruch bleibt: Wenn maßgebliches Kriterium die klinische Erfolgsaussicht ist, dann haben es Patienten, die einer Risikogruppe angehören, immer schwerer. Mit ihrer Klage vor dem Bundesverfassungsgericht wollen Poser und ihre Mitstreiter erreichen, dass die Frage der Triage durch ein Gesetz geregelt wird – und nicht allein durch Empfehlungen medizinischer Fachgesellschaften. Nancy Poser findet, der Staat schaue bei dieser existenziellen Frage weg und erlaube damit indirekt eine eigentlich verbotene Abwägung von Leben gegen Leben.

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©Goldi

P.S.: Vielen, lieben Dank an die Redaktion „Aktuell“ vom SWR für das Video!